Dienstag, 15. Dezember 2009

verschiedene Bewußtseinsebenen

Ich muß mir noch klarer darüber werden, daß es verschiedene Bewußtseinsebenen gibt. Es gibt weiterhin die Alltags-Ebene, in der ich handele, denke, plane, anstrebe – und mir einbilde, daß ich dies auch alles tun kann. In dieser Alltags-Ebene bin ich in der Ich-Illusion gefangen und merke es noch nicht einmal.

Dann gibt es die Bewußtseinsebene des Beobachters. Da ruhe ich in mir, empfinde stillen Frieden und Gelassenheit, der Geist kommt zur Ruhe und ich beobachte, was geschieht. Da bin ich aber immer noch im Gefängnis.

Tja, und dann gibt es anscheinend noch diese völlig unbegreifliche "göttliche" Bewußtseinsebene. Auf dieser Ebene wäre keine Trennung mehr da zwischen mir und dem Ganzen. Dieser Ebene nähere ich mich derzeit nur gedanklich, und das kann immer nur falsch sein. Die gedankliche Auseinandersetzung ist aber notwendig, damit das Gehirn nicht völlig durchdreht. Denn es ist ja trotzdem das menschliche Gehirn, das dieses Wissen in Form von Erfahrungen verarbeiten muß. Auf dieser unbegreiflichen Bewußtseinsebene wäre es anscheinend so: "Ich handle aus göttlichem Entschluß."

Ramesh S. Balsekar beschreibt in "Pointers" so eine Erfahrung. Während er eine Rede von Nisargadatta Maharaj übersetzte, verfiel er ohne es zu merken in diesen anderen Bewußtseinszustand. Maharaj bemerkte es, unterbrach ihn und bat ihn, seine Worte zu wiederholen, was er tat. Die Zuhörer reagierten konsterniert. Im nachhinein fand Balsekar über eine Bandaufnahme heraus, daß er in diesem Moment aus dieser "göttlichen" Position heraus gesprochen hatte, aus dieser "Ich bin alles" – Position.

Wenn man die Wahrheit gedanklich nachvollzogen hat, wie ich es in den letzten Tagen versucht habe, ohne in diese andere Bewußtseinsebene zu gelangen, dann fühlt man sich vernichtet und ohnmächtig, was für das Denk-Ich ja auch tatsächlich zutrifft. Es gilt, den Sprung ins Nichts zu machen, im Vertrauen darauf, vom Ganzen aufgefangen zu werden.

Dazu fällt mir eine Strophe eines Weihnachtslieds an:

"Weihnachten, ist das ein neuer Beginn
Gibt jenes Kind Deinem Leben den Sinn
Stehst Du im Dunkeln und suchst nach dem Licht
Bist Du es selbst und erkennst es nur nicht
Uraltes Fragen, neu vorgetragen,
Antwort entsteht in Lied und Gebet,
Laß im Tagesablauf,
auch ein klein bißchen Zeit
für die Ewigkeit – sei bereit"

Und dazu der Refrain:

"Wache jetzt auf, ihm entgegenzugehen,
mache Dich auf, werde Licht wie ein Stern,
mache Dich frei, vor der Krippe zu stehen,
mach Dich bereit für die Ankunft des Herrn,
öffne Dein Herz und Deine Arme weit,
wache auf, mach Dich auf, sei bereit."

Mich haben Lieder dieser Art schon früher stark berührt, viel mehr als der übliche Kitsch. Der Trugschluß, der vermittelt wird, ist leider: man bildet sich ein, es ginge um das eigene ICH, das im Angesicht Gottes verwandelt und erhöht wird. Man bildet sich ein, es ginge um die eigenen guten Taten, jedenfalls um die eigene wertvolle Persönlichkeit.

Heute singe ich dieses Lied wieder gerne, aber denke dabei, daß es in Wahrheit um folgendes geht: das Herz muß sich öffnen und der Verstand muß zur Ruhe kommen, man braucht dafür am besten Abstand vom alltäglichen Tagesablauf. Man muß sich frei und bereit machen – aber nicht, um die Ankunft eines Kindes zu erwarten, sondern um zu sterben, um sich selbst hinzugeben, um zu verschwinden im Angesicht Gottes. Und um dann mit ihm zu verschmelzen, was man aber nicht von sich aus bewerkstelligen kann. Solange man sich "Gott" als eine "Person" vorstellt, hat man sowieso verloren, dann steckt man noch voll in der Dualität drin (das scheint derzeit mein größtes Hindernis zu sein, so entkomme ich der Bezogenheit nicht).

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