Montag, 28. Dezember 2009

blockierte Lebenskraft

Ich habe heute etwas über Ersatzbefriedigungen gelesen, das hat mich tief getroffen. Es ist inhaltlich für mich überhaupt nichts neues, ich weiß, daß ich ständig Ersatzbefriedigungen heranziehe, meine bevorzugte ist das Essen.

Aber heute hat irgendwas in mir klick gemacht. Ich bin seitdem total aufgewühlt, voller Schmerz und Zorn.

Worauf warte ich eigentlich noch, bevor ich endlich anfange zu leben? Wieviele Einsichten, Erkenntnisse oder auch Ernüchterungen/Erschütterungen brauche ich noch? Reicht es nicht langsam mal? Ich habe so viel gelitten in meinem Leben und verstärkt seit meiner vertieften Beschäftigung mit der Selbsterkenntnis – verdammt, wir sind nicht auf der Erde, um zu leiden, sondern um das Leben zu feiern.

Ich habe heute auch etwas darüber gelesen, daß Lebenskraft die komplementäre Seite zur Bewußtheit ist. In den letzten Wochen habe ich mich vor allem mit der Seite der Bewußtheit befaßt, die andere Seite ist dabei zu kurz gekommen.

Bei mir ist die Lebenskraft total blockiert. Sie war vor etwa zwei Jahren sogar so stark blockiert, daß ich quasi schon tot war, eine lebende Leiche. Seitdem kommt ganz langsam in einigen Lebensbereichen ein klein bißchen Bewegung hinein.

Ich fühle mich wie ein Tiger, der lebenslang in einen viel zu kleinen Käfig eingesperrt war – und immer noch ist. Der Tiger will da raus, er will endlich leben.

Ich bin diese ganzen Gesellschaftsspiele, diese Konventionen und starren Verhaltensmuster so unglaublich leid. Ich spiele sie immer noch mit – wider besseren Wissens.

Über Weihnachten war meine Lebensgefährtin bei mir (wir kennen uns schon lange, wohnen aber nicht zusammen). Ich habe dieses Beziehungsthema bisher aus dem Blog komplett ausgeklammert, aus Rücksicht auf sie. Aber nun läßt sich nicht mehr vermeiden, es zumindest mal zu erwähnen.

Sie hat in diesem Jahr unter meinem übersteigerten Egoismus stark gelitten. In den letzten Tagen habe ich mich hier ja auch mit meinem "spirituellen Ego" befaßt. Um an ihr etwas wiedergutzumachen, habe ich über die Feiertage auf sie Rücksicht genommen, die alten gewohnten Rituale mitgespielt. Wenn ich zu stark Rücksicht nehme, verliere ich aber mich selbst. Ich finde wahnsinnig schwer, da zu unterscheiden: wo ist es gesunde Selbstbezogenheit, und wo ist es ungesunder Egoismus?

Wir haben uns gemeinsam zwar stark aus der Gesellschaft und unseren Ursprungsfamilien zurückgezogen und sind somit vielen Normen entgangen, aber stattdessen haben wir unsere eigenen einengenden Muster und Rollenspiele aufgebaut. Ich lasse mich von ihr in diesen alten Mustern festhalten, und das tut mir nicht gut.

Wenn es nur nach mir gegangen wäre, hätte ich Weihnachten dieses Jahr etwas anders verbracht, reduzierter vor allem, um Zeit zu gewinnen für anderes.

Um wirklich frei zu sein, müßte ich ALLE Muster durchtrennen, und das sind bei mir insbesondere die Beziehungsmuster und die beruflichen Muster. Mein Verstand fürchtet sich davor: er denkt, das würde in kompletter Einsamkeit und finanziellem Abstieg resultieren.

Die Muster stammen aus meiner frühen Kindheit, ich sehe sie jetzt deutlich. Und ich bin sie total leid. Es ist alles Lüge, unechte Fassade, Maske. Immer noch scheue ich die entscheidenden Schritte. Aber es brodelt in mir.

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