Donnerstag, 3. Dezember 2009

Innere Führung und Beziehungsfragen

Wenn man eine Lernaufgabe auf dem Weg nicht richtig löst, bekommt man sie zu einem späteren Zeitpunkt erneut aufgetischt. So geht es mir gerade, ich habe eine Schleife gedreht. An dem Punkt, an dem ich gerade bin, war ich einige Wochen zuvor schon einmal. Ich bekomme vom Leiter der Phönix-Schule derzeit weder Begleitung im Sinne einer Beratung noch Führung im Sinne einer Lehrer-Schüler-Beziehung.

Daraus zog ich schon einmal den Schluß, daß ich nach meiner eigenen Inneren Führung schauen muß, ich muß mir selbst, meinem wahren Selbst, folgen. Ich glaubte, daraus auch folgern zu müssen, daß ich über eine Schulteilnahme schon hinaus bin, daß ich sie nicht mehr nötig habe. Der erste Schluß war richtig, der zweite war falsch, so sehe ich es jetzt.

Meine Lernaufgabe ist, so vermute ich jetzt, das richtige Verhältnis sowohl zur Schule als auch zu deren Leiter zu finden, und zwar schon bevor es überhaupt richtig losgehen kann.

Ein Punkt ist mir ganz klar: ich darf mich nicht mehr abhängig machen. Bei bestimmten Kontakten (nicht bei allen) neige ich dazu, mich abhängig zu machen. Daß das Mist ist, weiß ich schon lange. Abhängigkeit erzeugt nur Leid. Aber dies zu erkennen und es zu ändern sind leider zwei verschiedene Paar Schuhe.

Solange ich in der Schule Halt und Stütze suche, bin ich nicht schulreif. Solange ich Halt irgendwo anders suche, auch nicht. Ich muß mir diesen Halt selber geben, ich muß die Bedürftigkeit in mir erlösen. Ich kann das auch, ich weiß, wie es geht, ich muß es nur konsequent anwenden. Heute fühle ich mich gut, kein Problem mit dem Auf-Mich-Allein-Gestellt-Sein. Aber sobald ich mich nicht gut fühle, werde ich wieder das Bedürfnis haben, mich an irgendjemandem festzuhalten: in diesen Situationen muß ich konsequent nur auf mich selber schauen, mir selber Halt geben und Trost und Anerkennung, oder was immer ich dann gerade brauche.

Bei meinem zu findenden richtigen Verhältnis zur Schule geht es nicht um eine neue Abhängigkeit, sondern es geht um eine innere Ausrichtung. Es geht um die Ausrichtung auf mich selbst, auf mein wahres Selbst, und dabei kann die Schule und der Kontakt zum Lehrer eine Hilfe sein.

Recht neu ist ja auch meine Erkenntnis, daß "ich selbst" nicht mein kleines Ich meint, weder meinen Verstand, noch meinen Körper, noch sonst irgendetwas an einem Individuum Festgemachtes. Ich habe ja auch schon sporadisch die Erfahrung gemacht, daß ich eine innere Stimme wie aus dem Jenseits wahrnehme, und dann ganz sicher weiß, was ich zu tun habe. Leider höre ich diese innere Stimme nicht immer, und da ist es dann hilfreich, wenn mich jemand anders auf das hinweist, was ich in mir selber (noch) nicht wahrnehme. Um diese Art von Hilfe anzunehmen, muß ich mich aber nicht emotional abhängig machen.

Wenn ich wie aktuell erkenne, daß ich eine Aufgabe falsch gelöst habe, ist das immer zuerst mit Schamgefühlen verbunden. Die überwinde ich unterdessen aber viel schneller als früher. Ich fühle mich jetzt sogar etwas erleichtert. Abhängigkeit erzeugt wirklich keine schönen Gefühle, und es ist immer mit nachfolgenden schmerzhaften Ablösungen verbunden. Ich kenne das zur Genüge. Wenn ich das diesmal von vornherein vermeiden könnte, umso besser.

Ich dachte, ich müsse einen Teil meiner bereits gewonnenen Unabhängigkeit und Freiheit wieder aufgeben, um mich einer Inneren Schule anschließen zu können. Das war eine falsche Vorstellung, und von der löse ich mich sehr gerne!

Ich stelle mich jetzt ganz auf eigene Füße, in möglichst allen Lebensfeldern (bis auf eines: meine Berufstätigkeit als Angestellte, daraus gibt es so einfach keine Loslösung). Meine Kontaktfähigkeit ist über ein krasses Schwarz-Weiß unterdessen eigentlich auch schon hinausgewachsen, ich kann freier und ungezwungener mit Menschen umgehen als früher. Aber bestimmte Verhaltensmuster kehren halt gerne immer wieder zurück und müssen dann aufs neue losgelassen werden. Ich will mich nie wieder von irgendeinem anderen Menschen abhängig machen!

Ich hoffe, ich liege mit meiner Schlußfolgerung diesmal besser als beim letzten Mal. Ich fühle mich jetzt gar nicht mehr alleingelassen, ich fühle mich ernstgenommen! Das ist doch gleich eine viel bessere Ausgangsposition, und sie beruht einfach nur auf einer anderen Perspektive auf die gleiche Sache.

Die beste Beziehung ist sowieso, das glaube ich seit kurzem: gar keine "Beziehung", sondern jederzeit spontaner und authentischer Kontakt. Das beherrsche ich noch nicht, nur ansatzweise, aber das will ich gerne lernen.

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