Freitag, 18. Dezember 2009

etwas Frieden

Ein bißchen Frieden hatte ich heute Abend. Ich versenke mich gerne in gefühlvolle Musik, dazu hatte ich heute neben anderem Gelegenheit.

Der sehr späte Spaziergang auf leicht schneebedecktem Weg war einfach nur still. Ich suche nicht mehr nach mystischen Erfahrungen. Ich habe jetzt genug darüber gelesen, um zu beschließen, daß das nicht sonderlich wichtig ist, es wäre nur ein Nervenkitzel.

Es gab für mich heute einen interessanten Test. Eine Frau, die ich auf die website www.schamanenschule.de aufmerksam gemacht hatte, hat mir dringend davon abgeraten, mich darauf einzulassen. Es tat gut zu sehen, daß ich die üblichen Schamgefühle anschauen und sehr schnell, noch im Gespräch mit ihr, wieder loslassen konnte. Ich konnte ihre Meinung stehenlassen, ohne mich zu verteidigen. Ich habe auch nicht erwähnt, daß ich selber aus ganz anderem Grund gerade die Schule loslasse. Wenn ich schon (fast) am Ziel bin (denn ich bin ja schon "ich selbst" und muß dort nicht erst hingelangen), warum sollte ich dann noch den Umweg über die Schule gehen? Es ist nicht Angst, die mich abhält, sondern Einsicht. Anscheinend bin ich (zumindest derzeit) auf eine sehr einsame Rolle abonniert.

Noch etwas war interessant. Es war tatsächlich möglich, auf einer Weihnachtsfeier über mein neues, noch nicht gefestigtes Selbst- und Weltbild zu sprechen und dabei auf ein angenehmes Interesse zu stoßen, auf angenehmem Niveau.

Ich muß meine Position noch finden. Ich glaube, ich suche eine Position mit einem Bein im Gefängnis und mit einem Bein in der Freiheit. Ob das geht, weiß ich nicht. Und ob ich darauf überhaupt einen Einfluß habe, weiß ich auch nicht. Die Sache mit der nicht vorhandenen Handlungsfreiheit ist sehr paradox.

Für mich steht und fällt alles damit, welche Position am meisten zur Problemlösung beiträgt. Solange die Probleme weiterbestehen, bleibt die Unruhe. Ob sie sich danach legen würde, müßte ich abwarten.

Ich bin anscheinend nahe daran, daß "meine Seele Ruhe findet" – altmodischer und unpassender Ausdruck, aber für mich aussagekräftig. Mal sehen, wie es weitergeht. Den Schock der Erkenntnis, daß es "mich" als eigenständige Persönlichkeit gar nicht gibt, habe ich noch nicht ganz verdaut. Unterdessen regt sich auch die Skeptikerin wieder. Ich bin nicht sicher, ob ich tatsächlich selber herausfinden kann, ob das der Wahrheit entspricht oder ob es nur eine neue Glaubensaussage ist (davon hatte ich in meinem Leben schon verschiedene). Ich werde vermutlich noch einige weitere Bücher zum Thema lesen und weiter der Frage "Wer bin ich?" nachforschen.

Den "Spiegel-Trick" beherrsche ich auch immer besser. Ich erkenne meinen Körper im Spiegel nicht. Das war aber auch früher in meinem Leben schon häufig so. Ich habe es immer für eine psychische Störung gehalten - und aus Sicht von Psychologen ist es das bestimmt auch.

Aber ich erkenne ein Stück von mir selbst in jedem Menschen. Meine früher starken Kontakthemmungen sind deutlich reduziert. Wenn es beim Tanzen einen Kontakt gibt, dann bemühe ich mich immer, nicht vom Kopf her zu denken, sondern ganz im Herzen zu sein - dann gibt es keine Hemmungen, sondern nur Wärme und Zuneigung. Noch muß ich dafür meist die Augen schließen, um so ganz bei mir selbst und im Kontakt zu dem anderen Menschen zu sein (ohne durch Äußerlichkeiten oder irgendein Rollenmuster abgelenkt zu sein), aber zunehmend gelingt es auch mit offenen Augen.

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