Montag, 14. Dezember 2009

Leben und Tod

Der Sinn des Lebens ist das Leben, so unverfälscht wie möglich. Das Ziel des Lebens ist aber der Tod. Und im Tod stirbt jede Individualität. Im Tod gehen wir ein in die große Einheit, in das Gewahrsein, das sich seiner selbst nicht gewahr ist. Wir Menschen sind die Spiegelungen des Gewahrseins und gleichzeitig der Spiegel. Damit die Spiegelung wahrgenommen werden kann, braucht sie eine Ausdehnung in Raum und Zeit. Bei Nisargadatta Maharaj kann man das viel besser und umfassender nachlesen.

Wir können jederzeit ganz bei uns selbst sein, dann verschwinden Raum und Zeit. Dann kommen wir heim, dann sind wir wahrhaft zu Hause.

Ich renne heute mit total verquollenen und entzündeten Augen durch die Gegend und kann auch am Arbeitsplatz die Tränen nur mit Mühe zurückhalten. Die Wahrheit ist so schön und so ergreifend. Gleichzeitig empfinde ich auch noch sehr viel Wehmut darüber, daß ICH spätestens mit dem Tod des Körpers sterben werde. Da gibt es nichts Individuelles, das überlebt. Das entspricht nicht meinem früheren Glauben und schon garnicht meinen Wünschen, Hoffnungen und Erwartungen. Es ist schwer, die Wahrheit anzunehmen, sie zuzulassen. Die Wahrheit ist schwer zu ertragen.

Aber nun, da ich sie an mich herangelassen habe, finde ich sie schön. Und sie gibt mir Sinn. Ich weiß jetzt, wofür ich da bin, was der Sinn meines Lebens ist. Das Wesentliche habe ich erfaßt. Im Detail und in der Erfahrung kann ich der Wahrheit noch näher kommen. Wobei das eine paradoxe Formulierung ist. Denn je näher ich der Wahrheit komme, desto weniger bleibt von mir übrig. Am Ende gar nichts mehr. Dann ist mein übliches Alltags-Ich nichts mehr, und mein wahres Ich/Selbst ist alles.

Der Mensch wird im Angesicht Gottes nicht erhöht, er wird vernichtet! Aber eigentlich wird da gar nichts vernichtet, weil es ihn ja niemals gegeben hat! Man darf nicht anfangen, allzu viel darüber nachzudenken, dann wird man wahnsinnig. Man kann die Wahrheit nur erspüren, und dann WEISS man, daß sie wahr ist. Meine eigene Erkenntnis ist natürlich stark durchmischt mit dem, was ich in letzter Zeit gelesen habe, sie muß sich noch weiter festigen, und in Details irre ich vielleicht. Aber der Kern, der hat mich ergriffen, und der läßt mich ganz gewiß nicht mehr los.

Ich glaube, ich möchte heute abend meinen Tod betrauern, mir ist so danach.

Wie kann man weiterleben, nachdem man gestorben ist?

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