Freitag, 4. Dezember 2009

Buddhismus, Harry Potter und Vierter Weg

Mir geht es gut! :-) Auch heute noch hält das Gefühl der Erleichterung an, als sei eine große Bürde von mir genommen worden. Ich darf für mich alleine stehen. Ich muß mich nicht erneut abhängig machen. Das ist befreiend. Warum hatte ich Angst davor?

Zum wiederholten Mal habe ich die Texte zum Schamanentyp von Gerd-Lothar Reschke gelesen und auf mich wirken lassen:

http://www.schamanenschule.de/glr_schamane_inh.htm

Ich verstehe sie unterdessen viel besser. Angezogen haben sie mich von Beginn an, aber da war vieles noch unverständlich. Auch jetzt ist einiges noch unverständlich, aber das Verständnis vermehrt sich. Und das ist wunderbar. Auch das, was mir anfangs noch Angst machte, löst sich nach und nach in Verstehen auf. Die Angst kommt nur aus dem Unwissen und aus dem Unverständnis. Verständnis bewirkt Angstfreiheit.

Außerdem lese ich seit einigen Tagen in einem Buch, in dem Auszüge aus den Unterweisungen eines buddhistischen Meisters an Schüler während einer dreijährigen Meditationsklausur protokolliert wurden (Gendün Rinpoche, "Lasst einfach los"). Da finde ich in einer anderen sprachlichen Darstellung ähnliche Gedankengänge wie bei Reschke wieder.

Das ist meine erste engere Berührung mit dem Buddhismus. Dieser Meister fordert seine Schüler auf, ihre Meditationspraxis und ihr ganzes Leben aus Mitgefühl mit allen leidenden Wesen diesen zu widmen, nicht sich selbst. Sie sollen nichts für sich selbst zurückbehalten, sondern alles opfern, alles aufgeben. Das geht mir zu weit. Ich verfolge mit meiner Selbsterkenntnis bisher noch ein ganz egoistisches Ziel. Ich will mich besser fühlen, und ich will besser im Alltag funktionieren, obwohl ich weiß, daß bloßes Funktionieren unter Umständen im Widerspruch zu meinem Sein steht.

Eine Übung beim Tanzen gestern war, unseren Helden zu tanzen, und danach den Anti-Helden. Mein Held war gestern Harry Potter (Wie tanzt man Harry Potter? ;-) Ich habe eine Mischung aus jungenhafter Fröhlichkeit, ernsthafter Suche und dem Standhalten von Gefahren und Abenteuern als inneres Bild für meinen Tanz gewählt. Und wie tanzt man Voldemort? Er ist für mich ein Sinnbild für die totale Maske und Erstarrung, nur Rolle, nichts Authentisches und nichts Lebendiges mehr). Ich finde, Harry Potter ist ein ideales Sinnbild für eine schamanische Suche. Er sucht während seiner gesamten Schulzeit sich selbst, seine wahre Berufung, und er findet sie im letzten Band der Serie, als er sich selbst opfert, zum Wohl der anderen. Und er geht ganz allein in diese letzte Konfrontation und ohne einen seiner Freunde vorab zu informieren. Ich finde diese Szene unglaublich stark. Auch die Auflösung ist stark.

Bei mir gibt es noch zu viel Ich-Anhaftung, um mich in diesem Sinne ganz in den Dienst einer größeren Sache zu stellen. Solange ich am Ich anhafte, werde ich leiden. Das habe ich schon begriffen. Die Ich-Illusion erzeugt unnötiges Leiden. Aber ich leide ja so wahnsinnig gerne…

Der buddhistische Meister empfiehlt seinen Schülern, alle während der Meditation aufkommenden Erfahrungen in gleicher Weise zu betrachten und dann loszulassen, und er zählt auf, was das für Erfahrungen sein können: da ist alles dabei von den allerschrecklichsten bis zu den allerschönsten Gefühlen und Gedanken. Alles ist gleichwertig, ist einfach eine Erfahrung, die betrachtet und dann losgelassen werden kann. So löst man sich langsam vom Ich und etwas Größeres kann Raum gewinnen. Das verstehe ich immer besser, denn ich erlebe es auch so, daß während meines Prozesses etwas aus meinem Inneren hochkommt und dann verarbeitet und wieder losgelassen werden muß. Und daß die "guten" Gefühle genauso schnell vergehen wie die "schlechten" Gefühle, da gibt es keinen Unterschied, und solange man an irgendeiner Erfahrung klebenbleibt, blockiert man seinen eigenen Entwicklungsprozeß. Das Leben geht immer weiter und der Weg auch.

Der buddhistische Meister empfiehlt aber auch völlige Entsagung vom irdischen Leben, da man nur so zur Erleuchtung gelangen könne. Dieser Punkt unterscheidet sich beim Vierten Weg, der Alltagsleben und Innere Schule verbindet. Die Rolle im Alltagsleben wird weitergespielt, das macht mir derzeit ja immer noch große Schwierigkeiten. Ich finde einfach mehr Gefallen daran, meiner inneren Berufung nachzuspüren und ihr zu folgen. Da ich ohne Ausgewogenheit beider Lebensbereiche aber nicht weiterkomme, muß ich erhöhte Aufmerksamkeit auf das Alltagsleben richten.

Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich mich wieder einen Vormittag lang in meinen Gedanken verloren habe, anstatt mich mit meiner Alltagsarbeit auseinanderzusetzen.

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